„Techniques divide, principles unite.“ Dies ist einer meiner Lieblingssätze von Miles Kessler Sensei – und wahrscheinlich auch von ihm selbst, denn ich habe ihn auf dem vom Takemusu Aiki Dojo Bayern e.V. in Fürth-Poppenreuth ausgerichteten Lehrgang nicht zum ersten mal von Kessler Sensei gehört. Mit dieser einfachen Erkenntnis – Techniken trennen, Prinzipien verbinden – ist es Miles auch auf seinem Fürther Lehrgang am vergangenen Wochenende gelungen, die Frage des jeweiligen „Stils“ der verschiedenen Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Dojos in den Hintergrund zu rücken. Stattdessen hat er eine Atmosphäre entstehen lassen, in der wir alle gemeinsam die verbindenden Prinzipien tiefer ergründen konnten. Kontakt und Timing waren zwei wichtige Themen.
„To do Aikido on Aikido“
Besonders einprägsam war eine lange Strecke, auf der wir uns mit Kaehsi Waza – Gegentechniken – beschäftigt haben. Oder wie Miles es auch ausdrückt: „To do Aikido on Aikido“. Bei dieser Art zu üben („do not force, do not resist“) wird noch viel deutlicher, wie sehr es darauf ankommt, ausschließlich mit der Energie des Angreifers zu arbeiten. Sobald ich selbst Energie in die Bewegung/Technik hineingebe, öffnet sich für den ursprünglichen Angreifer die Möglichkeit, diese Energie zu nutzen – eben um Aikido mit (oder auf) meinem Aikido zu machen. Niemand auf dem Lehrgang ist dem Ideal des „gar-keine-eigene-Energie-Benutzens“ wirklich nahe gekommen. Fast bei jeder Bewegung öffneten sich ein oder gleich mehrere Tore, um eine Gegentechnik anzusetzen.
Energie des Angriffs spüren, um sie wirklich zu nutzen
Frustrierend, könnte man meinen – aber ganz im Gegenteil: So hart war dieser „Realitätsschock“ gar nicht. Erstens, weil sowieso niemand der durchweg sympathischen Anwesenden an Selbstüberschätzung litt und zweitens, weil die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung für den Energiefluss dadurch umso stärker trainiert wurde. Quasi unendliche Verkettungen von Angriff, Gegenangriff, Gegen-Gegen-Angriff usw. ließen die eigentlichen Techniken zweitrangig werden. Gleichzeitig kam das grundlegende Prinzip, nämlich konsequent mit der Energie des Angreifers zu arbeiten, umso deutlicher zum Vorschein – ganz im Sinne von „techniques divide, principles unite“. Diese zunächst abstrakt-theoretische Aussage hat Miles Sensei im Rahmen eines Wochenendes auf meisterhafte Art und Weise körperlich erfahrbar gemacht. Danke!